Aufwachen, FC !

"Wer gewinnt hat Recht, wer verliert ... nicht!"

Der 1. FC Köln taumelt weiter durch die Rückrunde und hat mit der jüngsten Niederlage beim keineswegs überragenden Karlsruher SC bereits das dritte von sieben Spielen der zweiten Saisonhälfte verloren. In der Rückrundentabelle reicht das nur für Platz elf. Besonders alarmierend: Offensiv ist der Aufstiegsaspirant kaum wiederzuerkennen und weit entfernt von den angriffstechnisch verheißungsvollen Wochen zu Saisonbeginn.

 

Die Mannschaft wirkt mutlos, uninspiriert, harmlos. Trotz neutraler Expertenmeinungen, den besten Kader der Liga zu haben, gelingt es dem Team derzeit nicht, seine vermeintlichen Stärken gewinnbringend auf den Platz zu bringen. Gerade einmal fünf Tore in sieben Rückrundenspielen – eine blamable Ausbeute für eine Zweitliga-Topmannschaft. Hierbei soll nicht verschwiegen werden, dass die Kölner auch von Verletzungsausfällen wichtiger Spieler geplagt werden. Doch dies betrifft fast alle anderen Vereine ebenfalls, und daher wäre es zu einfach, dies als einzige Problematik auszumachen.

 

Mannschaft: Mutlos - Uninspiriert - Harmlos - Was lässt der Coach trainieren?

 

Somit tragen vor allem Trainer Gerhard Struber und Sportchef Christian Keller Verantwortung für die aktuelle Misere. Struber scheitert Woche für Woche daran, seiner Mannschaft eine erkennbare Handschrift zu verleihen. Die Defizite im Spielaufbau, die harmlosen Angriffe und die mangelnde Kreativität sind erschreckend. Wofür der FC spielerisch steht, bleibt unklar, und viele Fans fragen sich einmal mehr zu Recht, was im Training eigentlich erarbeitet wird. Vieles wirkt zufällig, lediglich unterstützt durch ein paar sporadische Pressingaktionen – das ist schlicht zu wenig!

 

Auch Strubers oft kritisiertes In-Game-Coaching bleibt ein massives Problem. Er versäumt es regelmäßig, mit taktischen Anpassungen oder gezielten und vor allem passenden Wechseln Impulse zu setzen. So manche Wechseloption lässt der Österreicher trotz negativen Spielverlaufs gar auffällig ungenutzt. Sein fehlender Einfluss auf den Spielverlauf kostet den FC wertvolle Punkte und nagt damit an den Aufstiegshoffnungen der treuen Fans.

 

Doch auch Sportchef Christian Keller muss sich erneut Kritik gefallen lassen. Seine Transferpolitik, schon häufig hinterfragt, entpuppt sich – zumindest nach den bisherigen Rückrundenspielen – einmal mehr als unzureichend. Mit Joel Schmied verpflichtete er – nicht gerade zu einem Spottpreis – einen Innenverteidiger, der maximal Durchschnittsniveau anbietet. Immerhin fällt der Schweizer nicht überwiegend negativ auf.

 

Kellers Winter-Transfers: Bisher bestenfalls ausreichend, eher mangelhaft 

 

Besonders ernüchternd ist jedoch die Verpflichtung von Jusuf Gazibegovic. Als große Lösung für die rechte Abwehrseite angekündigt, bleibt er bislang weit hinter den Erwartungen zurück. Bei ihm besteht zumindest noch Hoffnung auf eine Leistungssteigerung nach der Eingewöhnungsphase, die bei ihm aber scheinbar länger dauert.

 

Auffällig schwach präsentiert sich bislang der als Sturmhoffnung geholte Imad Rondic: langsam, schwerfällig, kaum torgefährlich. Kellers Aussage, dass Rondic keine Soforthilfe sein sollte, mag anders gemeint gewesen sein, wirft aber Fragen auf – besonders auf einer so wichtigen Position.

 

Hinzu kommt, dass beim FC offenbar nicht jeder die sportliche Brisanz der Lage verinnerlicht hat. Direkt nach der Niederlage in Karlsruhe feierte das Team fröhlich Karneval. Dominique Heintz, Leart Pacarada und Luca Waldschmidt nahmen sogar am Rosenmontagszug teil – mit Freibrief des Vereins. Thomas Kessler verteidigte das mit den Worten: „Wir haben als Karnevalsverein eine Verantwortung“ und ergänzte: „Alle haben es sich verdient, Karneval zu feiern.“ In der aktuellen Situation wirkt das nicht für jeden überzeugend, für manche Fans gar instinktlos.

 

Aber immerhin, Karneval wird gefeiert

 

Nicht überraschend wurde daraufhin auf Social Media grundsätzlich darüber diskutiert, ob die oftmals marketinggetriebene Selbstinszenierung als Karnevalsverein der sportlichen Fokussierung eher schadet. Schließlich hatte der FC in seinen erfolgreichen Zeiten kaum Berührungspunkte mit dem offiziellen Karneval. Auch wenn dies als Nebenaspekt zu werten ist – die Debatte passt in die derzeitige Situation des Traditionsvereins, dessen siebter Abstieg im Sommer 2024 als mehr als vermeidbar gewertet wurde.

 

Eines ist klar: Der 1. FC Köln muss in dieser qualitativ nicht überragend besetzten zweiten Liga den sofortigen Wiederaufstieg schaffen – alles andere wäre mit diesem Kader eine weitere Bankrotterklärung. Und natürlich ist das noch machbar, denn die gute Nachricht ist, dass es tabellarisch trotz Platz fünf noch gut aussieht. Der FC steht nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer HSV.

 

Noch alles möglich, im positivem wie im negativen ...

 

Jedoch: Angesichts der anhaltenden sportlichen Stagnation und des negativen Trends, noch dazu mit einem schlechten Torverhältnis ausgestattet, darf bei einer Fortsetzung des Negativlaufs auch ein Trainerwechsel nicht mehr ausgeschlossen werden. Struber konnte in den letzten Wochen keine Fortschritte erzielen. Die Frage ist: Wie lange kann der Verein noch warten, bevor er handeln muss?

 

Denn eines steht fest: Die Konkurrenz ist nicht zu stark – der FC scheitert derzeit vor allem an sich selbst.

 

In der Hinrunde hieß es zurecht nach schwachen, aber gewonnenen Spielen: „Wer gewinnt, hat Recht.“

 

Aktuell hat der FC Unrecht – und das muss sich ändern! Schnellstmöglich!

 

 

Ralf Friedrichs, 04.03.2025

PS: Der nächste FC-Thekenphilosophen Talk mit Jim Decker vom "Kicker" als Gast wird am Aschermittwoch, den 5.3.2025 aufgezeichnet und am späteren Nachmittag auf den bekannten Kanälen (u.a. YouTube & Spotify) ausgestrahlt.